Felix Plötz ist mehrfacher Bestsellerautor und international gefragter Keynote-Speaker. Sein Buch „Das 4-Stunden-Startup“ stand mehr als drei Jahre lang auf den Bestsellerlisten und gehört zu den meistverkauften Wirtschaftsbüchern Deutschlands. Heute spricht Felix als Shooting-Star unter den deutschen Top-Speakern vor Kunden wie Audi, Bosch, E.ON, Innogy, Lufthansa, Siemens und Volkswagen. Er ist Experte für Themen wie Digitalisierung, Motivation und Start-up-Spirit. Wir hatten die Gelegenheit, mit Felix zu sprechen und ihn über Erfolg, Vorbilder und seinen Weg zum Keynote-Speaker auszufragen. Natürlich wollten wir auch wissen, wie er Deine Chance als Unternehmensberater für eine Keynote-Speaker-Karriere einschätzt. Aber lies am besten selbst!
Der Weg zum Keynote-Speaker
Du bist ehemaliger Sales-Manager, Gründer, Bestseller-Autor und jetzt Keynote-Speaker. Wie kam es vor allem zu Deinem letzten Schritt, Keynote-Speaker zu werden?
Ja, das ist eine gute Frage 🙂 Um als Keynote-Speaker erfolgreich zu sein, muss man im Prinzip drei Voraussetzungen erfüllen:
- Du brauchst eine gewisse Expertise auf einem Gebiet. Du musst Dich also mit irgendwas inhaltlich so beschäftigt haben, dass Du deutlich mehr weißt als die meisten anderen.
- Außerdem brauchst Du eine persönliche Story, die in der Regel mit der Expertise verknüpft ist. Beispielsweise hat ein Profi-Pokerspieler eine Expertise im Bereich „Risiken und Entscheidungen treffen“, aber er braucht gleichzeitig auch eine Story. Vielleicht war er mal bei einer Weltmeisterschaft dabei und kann darüber etwas erzählen.
- Die letzte Voraussetzung ist Bekanntheit.
Das sind die drei Faktoren, die einen Keynote-Speaker erfolgreich machen, und am Ende sind das auch genau die drei Faktoren, die für mich persönlich relevant waren: Expertise, Story und Bekanntheit. Bei mir ist es dazu gekommen, als ich durch die Bücher, die ich geschrieben habe – und zwar konkret durch Das 4-Stunden-Startup – sehr viel Aufmerksamkeit bekommen habe. Ich wurde dann zu Vorträgen eingeladen, bei denen ich zu Themen wie Digitalisierung, Wandel und vor allem auch Start-up-Spirit und Unternehmertum sprechen konnte.
Bestimmt interessieren sich vereinzelt auch unsere Kandidaten für den Beruf “Keynote-Speaker” nach dem Consulting-Exit. Was meinst Du, muss gerade ein Unternehmensberater mitbringen, um erfolgreicher Keynote-Speaker zu werden?
Die drei genannten Faktoren gelten erstmal für jeden, weil sie am Ende die Gründe sind, warum Dich jemand als Keynote-Speaker kauft. Wenn Dich jemand nur für die Expertise kauft, dann ist das ein Fachvortrag und keine Keynote-Speech. Dann bist Du auch kein Keynote-Speaker, sondern kannst vielleicht einfach ein Fachthema sehr gut beleuchten. Ich glaube, das ist auch erstmal per se die Stärke, die ganz viele Unternehmensberater mitbringen. Sie haben eine große Expertise in ganz vielen Business relevanten Themen aufgebaut. Das, was vielleicht bei den meisten fehlt, ist eine persönliche Story. Was haben sie erlebt? Waren sie im Dschungel? Waren sie am Weltmeister-Pokertisch? Haben sie selbst etwas gegründet?
Also das gewisse Extra, das über die Expertise hinausgeht?
Ja, genau, das gewisse Extra, das diesen Fachvortrag zu einem Keynote-Vortrag macht, weil das Ganze dann erlebbar, unterhaltsam und persönlich wird. Ich möchte als Zuschauer außergewöhnliche Geschichten hören UND etwas lernen. Aber die außergewöhnliche Geschichte muss auch von dem sein, der da oben steht. Dann reicht es auch nicht zu erzählen: „Hey, ich war jetzt bei Adidas auf einem Projekt und die Gründer von Adidas haben folgende Story.“ Das ist zwar für ein Referat ganz nett, aber für die Keynote-Speech reicht das nicht. Da musst Du derjenige sein, der etwas Cooles gemacht hat. Der Faktor Bekanntheit ergibt sich dann in den meisten Fällen von allein. Aber eine eigene persönliche Story und Expertise sind Voraussetzung und das gilt eigentlich auch allgemein für die Berater-Karriere.
Du meinst, ein Berater braucht per se nicht nur Expertise, sondern auch eine persönliche Story, um erfolgreich zu sein?
Wenn ich mir den Beratermarkt anschaue, dann macht es – unabhängig davon, ob ein Berater jetzt Keynote-Speaker werden will oder nicht – für jeden Berater Sinn, sich zu fragen: „Was zeichnet mich denn überhaupt aus? Was ist denn mein persönlicher USP gegenüber den ganzen anderen da draußen? Ist das nur die Expertise? Ist das wirklich nur die Tatsache, dass ich auf 35 Projekten war und dieses und jenes kann? Reicht das noch? Reicht das, um in einem Stapel von Bewerbungen herauszustechen oder um ein Freelance-Projekt abzusahnen? Oder kann es auch an dieser Stelle schon etwas Persönliches sein, wie die Erfahrung oder Story?“
Deshalb glaube ich, dass dieses Learning, was die Keynote-Speaker zwangsläufig machen, wenn sie erfolgreich werden wollen, übertragbar ist auf jede andere Karriere und insbesondere auch auf die der Unternehmensberater. Denn Berater haben einen verantwortungsvollen Job, bei dem Menschen auch mal überzeugt werden müssen. Sie haben nicht irgendeinen Sachbearbeiter-Job, bei dem es nur um irgendwelche Sachkenntnisse geht.
Die Karriere der Zukunft
Du schreibst in einem Artikel, dass die Plattformkarriere die Karriere der Zukunft ist. Du vergleichst den Kandidaten mit Super Mario, der von Plattform zu Plattform springt. In der Beratung ist es ja schon ganz lange so, dass viele Berater schon nach einigen Jahren aussteigen und sich einer neuen Herausforderung stellen. Sind Unternehmensberater also Vorreiter für diese Karriere der Zukunft?
Was ich da bei Business Punk über die Plattform-Karriere geschrieben habe, gilt erstmal auch für alle. Das liegt daran, dass sich die Arbeitswelt öffnet und dass es diese klassische Tunnelkarriere nicht mehr so oft gibt. Man kann sich heute nicht mehr so darauf verlassen und sagen „Hey, Du fängst jetzt irgendwo an und hoffentlich bist Du dann zehn Jahre später Abteilungsleiter von dem Laden.“ Es fällt aber erstmal vielen Leuten schwer, diese Flexibilität, die gleichzeitig auch Freiheit ist, für sich zu nutzen.
Und klar, Unternehmensberater haben das gelernt. Sie wissen, wie es ist, wenn man sich in verschiedene Projekte und Themen einarbeitet. Sie können sich schnell auf neue Menschen, Probleme und Unternehmen einstellen. Deshalb gilt das für sie insofern nochmal besonders. Was ich darüber hinaus spannend finde, ist, diesen Gedanken beizubehalten und nicht nur zu sagen: „Okay, ich bin Unternehmensberater, gehe in ein bestimmtes Unternehmen und werde jetzt Führungskraft.“ Stattdessen sollten Berater es immer im Kopf behalten, dass auch der nächste Schritt vielleicht nur eine Plattform ist. Vielleicht ist die nächste Station nach der Beratung die Industrie und dann die Unternehmensgründung. Vielleicht steht die Unternehmensgründung nach der Station als Berater aber auch an erster Stelle und anschließend wird das Unternehmen dann an einen Industriekonzern verkauft in dem man dann als Intrapreneur einen ganz anderen Karriereschritt macht. Diese Freiheit sollte man sich vor Augen führen und für sich nutzen.
Also hat es ein Unternehmensberater leichter als der typische Arbeitnehmer?
Klar, weil ein Unternehmensberater natürlich nicht nur Zuckerschlecken in seinem Job gewohnt ist. Ein Berater lebt ja eine Zeit lang in gewisser Art und Weise wie ein Gründer. Er hat einen extrem hohen Workload und extrem viel Verantwortung, weil er liefern muss. Als Gründer musst Du gegenüber Deinen Kunden und Investoren liefern. Wenn Du als Unternehmensberater für 2.000 Euro am Tag verkauft wirst, musst Du auch liefern. Das heißt, Du bist daran gewöhnt für zwei bis fünf Jahre so zu leben wie die meisten Menschen nicht leben wollen. Im besten Fall erwirbst Du Dir jedoch dadurch eine ganz große Freiheit, wenn Du‘s richtig machst.
Über Erfolg und Misserfolg
Du nennst in Deinen Büchern und Vorträgen viele Erfolgsbeispiele und Success-Stories, doch Du kennst bestimmt auch ein paar Failure-Stories, oder? Was ist denn hier Deine Lieblingsstory, die vielleicht auch einen Hauptgrund aufzeigt, warum Start-ups scheitern?
Ich habe keine echte Lieblingsstory, weil Scheitern eigentlich immer scheiße ist. Es ist aber leider Tatsache, dass neun von zehn Start-ups scheitern. 90 % sind weg. Klar, man lernt immer irgendwie etwas und das ist dann auch okay, aber Du kannst ganz schlecht das eine Learning eins zu eins auf das nächste übertragen. Es gibt zu viele andere Faktoren, die eine Rolle spielen: Wie war das Timing? Wie war das Produkt? Wie sah die Webseite aus? Welche Farben hast Du benutzt? Hast Du die richtigen Kanäle eingesetzt? Das alles kann bei dem nächsten Projekt ganz anders aussehen. Deswegen ist Scheitern meistens scheiße und man lernt auch nicht viel.
Was ich aber spannend finde, ist die Frage: Was ist denn Scheitern überhaupt? Ich erwähne in meinem Vortrag gerne das Beispiel Pebble. Das ist für mich eine Erfolgsstory. Der Typ hat einfach mal gemacht, hatte damit einen Riesenerfolg und konnte das, was die Großen nicht konnten. Ab und zu kommen aber nach dem Vortrag Leute zu mir und sagen: „Moment mal, Sie wissen aber schon, dass die pleite sind“. Dann sag ich: „Ja, das weiß ich. Aber ist es deswegen denn keine Erfolgsstory? Hat er nicht trotzdem tolle Erfolge gefeiert? Hat er sein Leben nicht trotzdem bereichert? Ist das nicht trotzdem geil, was er gemacht hat?“ Pebble ist zwar jetzt pleite, aber sie haben vorher ein Übernahmeangebot in Höhe von 765 Millionen Euro ausgeschlagen. Sie haben gesagt: „Nein, wir sind viel mehr wert. Wir haben größere Ziele.“ Wären sie erfolgreich gewesen, wenn sie die Kohle genommen hätten? Sie könnten jetzt auch eine vier Milliarden schwere Company sein und dann hätten alle gesagt: „Gut, dass sie das Angebot nicht angenommen haben.“ Jetzt ist es halt nicht so ausgegangen wie sie sich‘s erhofft haben. Jetzt sagt man: „Mensch, hättet ihr mal das Geld genommen.“ Dabei ist die Anfangsgeschichte genau die gleiche. Ich finde die Frage deshalb schwierig, was Erfolg ist. Macht man ihn an Geld fest oder an anderen Maßstäben?
Felix Plötz über seine Vorbilder
Letzte Frage: Wer sind denn Deine Vorbilder? Wer inspiriert Dich?
Als Vorbilder habe ich erstmal alle Menschen, die einfach mal gemacht haben, die den Arsch hochgekriegt haben und etwas Cooles auf die Beine gestellt haben. Mit „cool“ meine ich nicht, weil andere das cool fanden, sondern weil die da einfach Bock drauf hatten und sie das nach ihrem Maßstab cool fanden. Was daraus am Ende geworden ist, ob man pleite gegangen ist, ob man sieben Millionen bekommen hat oder die sieben Millionen ausschlägt, das ist eine ganz andere Frage.
Außerdem habe ich das Glück, einen sehr spannenden Freund zu haben, der auch bei der heutigen Podcast-Folge dabei ist (Interview mit Martin Plöckl, Gründer im Ruhestand): Martin Plöckl. Martin kommt ursprünglich auch aus der Unternehmensberatung. Er hat dann selbst gegründet und sein Unternehmen an Mobilcom-Debitel verkauft. Was ich bei Martin spannend finde, ist, dass er damals mit 32 Jahren so viel Erfolg hatte und dann gesagt hat: „Hey, das reicht mir. Ich habe genug“. Seitdem ist er Gründer im Ruhestand, berät heute Start-ups und macht ganz viel Mentoring. Ich habe mit Martin schon viele Gespräche im Münchner Biergarten darüber geführt, wie das funktioniert, wenn jemand so ambitioniertes Alphatier ist und dann mit dem Erfolg einfach sagt: „Wisst ihr was? Vielen Dank, ich hör auf. Auf dem Zenit hör ich auf.“ Das finde ich beeindruckend.
Vielen Dank, Felix, für das spannende Interview!