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Teil 1: E-Mobilität – Trend oder Game Changer?

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Inhaltsverzeichnis

Digitalisierung, Bürokratie, klimatischer und gesellschaftlicher Wandel. Bekommt Deutschland in einer mobilen Weltkultur die Kurve oder bremsen wir uns aus?

Interview mit Growth Manager, Mobility und Fintech Experte Matthias Trusheim.

E-Mobilität als Schlüssel für klimafreundliche Mobilität

Ist die Elektromobilität denn auch weltweit der Schlüssel für klimafreundliche Mobilität? Und was hat die grüne Hightech-Ökologie mit der Mobilität zu tun? 

Der „Green Deal“ der Europäischen Kommission hat nachhaltiges Wirtschaften in Gesetzestexte überführt. Innerhalb der nächsten 5 Jahre müssen nicht mehr nur große börsennotierte Unternehmen mit einem Umsatz über 40 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme über 20 Millionen Euro ihre Umwelt- und Sozialrichtlinien sowie Details über Nachhaltigkeitsziele und die Unternehmensorganisation offenlegen, sondern ab 2026 werden auch kleine und mittlere Unternehmen dazu verpflichtet. Und Mobilität ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Berichtspflicht, deren Daten bereits gegenwärtig erfasst werden um auf das kommende ESG Umwelt-Reporting schon für Ende 2024 vorbereitet zu sein. 

Die Fragen nach einer Mobilitätsstrategie trifft also künftig jedes Unternehmen: Wie werden Geschäftsreisen durchgeführt? Wie kommen Mitarbeitende zur Arbeit? Wie gestaltet sich die interne Mobilitäts-Policy? Welche Fahrzeuge werden im Fuhrpark priorisiert. Gibt es ein Mobilitätsbudget für alternative Transportmittel? Kein Zweifel. Ökologie wird das große Thema des 21. Jahrhunderts. Die Generation „Greta“ hat den Blick auf die Zukunft verändert. Aber von welcher Ökologie sprechen wir eigentlich in diesem Kontext? 

Die heutige „Angst- und Schuld“ Ökologie kann die Gesellschaft nur spalten und trägt am Ende wenig zur Vermeidung von CO2 bei. Eine „Knappheits- und Verzichts“ Ideologie erzeugt kontraproduktiven Stress und führt zu Verteilungskriegen. Könnte denn auch eine andere Ökologie die Zukunft und Mobilität prägen? Der Blick auf die Megatrends und deren technologischen und systemischen Veränderungen machen genau dies möglich. Und eines ist dabei klar, der Betrieb von Elektrofahrzeugen erzeugt insbesondere in Verbindung mit regenerativ erzeugtem Strom deutlich weniger CO2 (Kohlenstoffdioxid)-Ausstoß. Zusätzlich können Elektrofahrzeuge künftig als mobile Stromspeicher Schwankungen von Wind- und Sonnenkraft ausgleichen und so den Ausbau und die Marktintegration von erneuerbaren Energien verbessern. 

Es entsteht also ein Möglichkeitsraum, in dem wir auf dem Weg in die Zukunft sind. Game Changing ist der Schlüssel. Aber „If nothing changes nothing changes“. Strengen wir uns denn genug an? Neben den bereits angesprochenen Hürden und Bremsen, wirken sich Umwelt-Debatten auf Geschäftsmodelle und Firmenkulturen aus. Eine Rolle spielt dabei das fehlende Verständnis und natürlich die Bequemlichkeit. ESG oder auch “Environmental, Social & Corporate Governance“ gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mit der indirekten CO2 Kompensationen in Übersee, kommen Unternehmen jedoch nicht mehr zum Erfolg. Der Grund: Die gesellschaftliche Wahrnehmung von direkten und lokalen Umwelt- und Sozialfragen hat sich in den letzten Jahren erhöht. Alle Branchen befinden sich mitten in einem radikalen Wandlungsprozess. Und auch hier geht es wieder darüber – „die Kurve“ zu kriegen. 

Zeitwende, Wald, Digitalisierung, Automotive

Strompreise und die Zukunft der E-Mobilität

Die Strompreise sowie die Anschaffungskosten sind noch immer extrem hoch. Wirkt sich diese Situation auf die Zukunft der E-Mobilität aus? 

Die gestiegenen Strompreise erzeugen bei der aktuellen E-Mobilität Probleme! Zumindest hört man diese Aussage aus der Automotive-Industrie. Man fürchtet um die Zukunft der Elektroautos und der Verkehrswende in Deutschland. Damit sich die Modelle durchsetzen, müssen sie auf 100 Kilometer geringere Kosten als Benziner- oder Diesel-Fahrzeuge verursachen. Wer keine eigene Wallbox zu Hause hat, ist am schlechtesten dran. Die Tarife der öffentlichen Ladesäulen sind inzwischen so hoch, dass Stromer vielerorts teurer im Betrieb sind als Verbrenner. Und bis zur nächsten Preisrunde bei den Ladenetzbetreibern dürften allenfalls ein paar Wochen vergehen. 


Was wäre denn eine Lösung gegen dieses Problem?

Wir benötigen ein regulatives Korsett, also Regeln. Diese sollten sicherstellen, dass wir den normalen Abstand zwischen Spritpreisen und den Strompreisen beibehalten. Strom muss günstiger bleiben als Benzin und Diesel. Nur dann genügt der Kaufanreiz für Elektroautos und die Verkehrswende wird rasch genug gelingen. 


Und was ist mit den Anschaffungskosten?

Die Anschaffungskosten sind jedoch im aktuellen Jahr 2024 die größere Bremse. Denn im Dezember hatte die Ampel um Wirtschaftsminister Robert Habeck ja aus Ratlosigkeit, wie man aus plötzlichen, akuten Finanzproblemen dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts begegnet, quasi von heute auf morgen und sogar noch vor dem Jahreswechsel, das Aus der EV-Kaufprämie angekündigt. Dieser Rückzug riss ein Loch in die aktuellen Planungen der Industrie und schockte auch Käufer, die bereits ein E-Auto bestellt hatten. 


Aber schneidet sich die Bundesregierung mit dem Aus der Kaufprämie nicht in die eigenen Planungen?

Würden wir in KPI gesteuerten Unternehmen, derartige Promotions, ohne detaillierten Business-Cases und ohne Sign-In der Shareholder sowie des Finanz-Departments operativ umsetzen und für einen Shit-Storm unserer Zulieferer und Partner sorgen, wären neue Köpfe gefragt. Trotz dieser Umstände hält die Bundesregierung jedoch starr an dem Ziel fest, dass bis 2030 ca. 15 Millionen EV’s auf deutschlands Straßen fahren. Das erscheint ebenso wenig realistisch wie auch der im Koalitionsvertrag angestrebte Bau von über 400 Tausend Wohnungen pro Jahr. Um diese Werte in den nächsten sieben Jahren zu erreichen, müsste wohl ein Wunder geschehen. 


Doch sagen die Zahlen der EV-Produktion der Automotivebranche einen positiven Anstieg. Ist das nicht eine guteMeldung?

Die steigenden Zahlen der EV’s von +34 % (1 Hj 2024) bei BMW zeigen zwar einen positiven Trend (+2,3 % zum Vorjahr), doch ist dieser ja hinsichtlich deren ursprünglichen Planungen stark gebremst. Durch diesen Rückgang des EV-Absatzes, erfahren die Marktanteile der Verbrenner nun einen Aufschwung. Die Autovermietung Hertz zeigt es deutlich, denn sie tauschen E-Autos wieder gegen Verbrenner. Der bereits beschriebene, schwerfällige Ausbau der Ladeinfrastruktur und der entsprechenden Netze, drücken ebenfalls die Branche. Gerne komme ich hier nochmals auf Aral zurück, denn sie beklagen das der Ausbau der Infrastruktur stockt, weil die Netzbetreiber Probleme mit der Stromversorgung der UFC-Ladensäule hätten. 


Reicht denn der Strom? Ist das Stromnetz fit für die Elektromobilität?

Bis 2030 sollen circa 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Diese müssen ans Netz. Doch an welches? Klar ist: Wir müssen die Ladeinfrastruktur ins Gebäudemanagement integrieren. Dafür werden Business-Partnerschaften mit Genossenschaften, Kommunen, Bauträgern und der gesamten Immobilienwirtschaft entstehen müssen. Doch generell ist die Antwort einfach. Denn wenn alle rund 45 Millionen Pkw auf deutschen Straßen weitgehend elektrisch fahren würden, wären ca. 100 Terawattstunden (TWh) im Jahr nötig – und das entspricht nur einem Sechstel, was Deutschland pro Jahr insgesamt an Strom verbraucht. 2019 wurde z.B. aus erneuerbaren Energien eine Strommenge von 244 TWh erzeugt, also mehr als doppelt so viel wie der Bedarf einer komplett elektrischen Fahrzeugflotte. Sollte sich also die Elektromobilität schneller als geplant durchsetzen, sind sogar genug erneuerbare Energien vorhanden, um die Fahrzeuge damit anzutreiben. Und der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet ja ebenfalls zügig voran. 

Forecast: E-Mobilität in Deutschland

Warum wird sich also die E-Mobilität in Deutschland durchsetzen?

Sie wird sich behaupten, wenn sich die Politik behauptet. Wir befinden uns wie ja bereits beschrieben in einer neuen Ära der Mobilität, welche sich an den gesellschaftlichen Megatrends orientiert. 

Oft ist eine neue Ära kaum wahrnehmbar, weil die Veränderungsprozesse fließend verlaufen. Die Menschen bekommen die Meilensteine des stattfindenden Wandels kaum mit. Es ist also ähnlich wie mit vielen bekannten Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten in diesem Jahrtausend. Erst die Fotobranche, dann die Musikbranche und die Automobilbranche wird es im nächsten Jahrzehnt sein. E-Mobility und autonomes Fahren werden die Automobilbranche verändern. 

Die Transformation wird nicht direkt an den Autos sichtbar, die bis auf Weiteres nahezu unverändert aussehen. Dafür werden die Tankstellen herausstechen. Sie zählen zu den wichtigsten Katalysatoren der Mobilität von morgen. Wichtig wird es somit sein, mit Köpfen zusammenzuarbeiten, die nicht Automobilbranche denken, also aus einer anderen Branche kommen und disruptive sind. In vielen Gesprächen stelle ich jedoch immer wieder fest, wie wenig Bewusstsein vorhanden ist, wie neue Technologien und Mindsets von außen, auch neue Geschäftsmodelle und Needs hervorbringen werden. 

Offensichtlich träumt die Auto Branche noch den schönen Schlaf des Erfolges. Ja klar, und sorry es ist unfair so etwas zu sagen, denn es gibt natürlich viele innovativ getriebenen Autohersteller, doch erkenne ich immer wieder das Muster der Naivität mit Blick auf deren Human Capital. Allzu schnell wird da in gleichen Mustern gedacht – in bisherigen Geschäftsmodellen. Dass aber genau das passieren wird, also ein fundamentaler Technologiewechsel bei gleichbleibendem Geschäftsmodell, ist ziemlich unwahrscheinlich. Ich sehe eine große Wahrscheinlichkeit, dass diese Entwicklungen wie beschrieben kommen werden und oftmals geht es schneller als man denkt. „Autonomie“ wird daher die Killer-App sein und die große Welle, auf die man in dem nächsten Jahrzehnt reiten sollte. 

Nach all den vielen Informationen jetzt bitte nochmals in Kurzform: 


Inwieweit betrifft dies Unternehmen? Was müssen Unternehmen – auch jene, die nicht zur Branche gehören, nun tun? 

 
Aufmerksam sein, entwickeln und liefern. Die nächsten zehn Jahre werden die Mobilität mehr verändern als die 100 davor. Dabei wird es überraschende Erfolgsgeschichten geben. Der Gaming-Sektor wird in diesem Thema an Relevanz gewinnen, beispielsweise bei der Überbrückung der Ladezeiten sowie auch Web 3.0 basiertes Payment. Und das ist nur ein Beispiel dafür, wie scheinbar unbeteiligte Firmen von der Verkehrswende profitieren können. Wenn sie die Herausforderungen annehmen und vorausschauend denken. 


Wie und wo können Expert:innen Unternehmen dabei unterstützen?
 

Beim ganzheitlichen Blick auf kurz-, mittel- und langfristige Entwicklungen. Es geht nicht um den Rückspiegel, sondern um Innovativität und Agilität. Nach vorne denken, nach vorne handeln. Wir brauchen keine Behördendenke oder Expertinnen und Experten, die Bedenken tragen. Wir benötigen Game Changer. Strategien scheitern nicht an der Entwicklung, sondern an der Umsetzung in der Organisation. 

Oftmals braucht es einfach Frischluft, um aus der Komfortzone auszubrechen. 

Über Matthias

Matthias Trusheim ist einer der deutschen Top-Berater im Bereich der E-Mobilität, der Telekommunikation sowie im Payment und der Vernetzung disruptiver Branchen. 

Sein aktueller Schwerpunkt: Die poröse Ladeinfrastruktur in Deutschland und die Trendwende in der Entwicklung von einer starren Automotive-Denke hin zu einer trendorientierten Mobilität. 

Vor seinen derzeitigen Tätigkeiten begleitete der Unternehmensberater erfolgreich Transformationsprozesse in der Kommunikationsbranche. Trusheim lebt in München und zwischendrin überall dort, wo Wachstum und Change gefragt sind.  

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